Die Hyparschale Magdeburg repräsentiert ein eindrucksvolles Beispiel der Betonschalenbauweise in der DDR-Architektur und wurde 1969 nach Plänen des renommierten Bauingenieurs Ulrich Müther fertiggestellt. Müther, der als Pionier der Schalenbauten gilt, setzte auf die Nutzung sogenannter Hyparschalen – Konstruktionen aus hyperbolischen Paraboloiden, die durch ihre besondere selbsttragende Form große Spannweiten bei minimalem Materialeinsatz ermöglichen. Dabei wird eine extrem dünne Betonschicht von nur etwa 7 cm Dicke eingesetzt, um die Spannweite der Dachkonstruktion über der 48 x 48 Meter großen Grundfläche zu realisieren. Diese Bauweise galt damals als hochinnovativ und steht exemplarisch für die konstruktive Kreativität und Experimentierfreudigkeit der DDR-Architektur.
Die freitragende Konstruktion ohne stützende Pfeiler ermöglicht die flexible Nutzung der Halle als Mehrzweckbau für Konzerte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Ursprünglich als Ausstellungshalle konzipiert, entwickelte sich die Hyparschale zu einer der modernsten Hallen ihrer Art in der DDR und erlangte durch ihre ästhetische Leichtigkeit und technische Raffinesse überregionale Bedeutung.
Trotz ihres architektonischen Werts litt die Hyparschale nach der Wiedervereinigung unter Vernachlässigung und baulichen Mängeln. Ab 2020 wurde das Bauwerk jedoch umfassend nach den Plänen des Architekturbüro gmp Hamburg I Berlin saniert und steht nun unter Denkmalschutz. Die Sanierung erwies sich als komplex, da die ursprüngliche Statik und das Erscheinungsbild erhalten bleiben mussten, zugleich aber heutigen Anforderungen an Bauphysik und Sicherheit gerecht werden sollte. Von der bestehenden Konstruktion wurde eine dünne Schicht abgetragen, die mit einer Verstärkungsschicht aus Carbonbeton, Dicht- und Dämmmaterial wieder aufgebaut wurde. Die Restaurierung stellt ein erfolgreiches Beispiel für die Erhaltung moderner Architekturdenkmäler dar und betont die Bedeutung des DDR-Bauerbes.
In die schlank gegliederte Fassade fügen sich rundum HAHN Lamellenfenster System S9-iVt-05 mit positionsabhängig geraden oder schrägen Festfeldern in variablen Höhen passgenau ein und ordnen sich der Optikvorgabe des Denkmalschutzes minimalistisch unter. Durch die Verbindung von beweglichen Lamellen und Isolierglasscheiben innerhalb des gleichen Rahmens wird die Rahmen- und Ansichtsbreite schmal gehalten, es gibt keine zusätzlichen Profile zur Konstruktion welche die Leichtigkeit des Aufbaus optisch unterbrechen. Die Lamellen dienen der natürlichen Lüftung der Hyparschale Magdeburg und sind flexibel separat oder in der Gruppe anzusteuern.
Das Foyer lässt sich mittels Vorhangsystem in vier Bereiche aufteilen, zusätzlich bietet das Gebäude zwei separate Seminarräume, Café und eine Küche für Veranstaltungen sowie Garderobe, Fahrstuhl und die Sanitärbereiche.
Heute ist die Hyparschale ganz in weiß gehalten, das Lichtkreuz an der Decke wieder freigelegt und mitsamt Fassade und hellem Interieur ist sie nun heller denn je und bietet ein neues Gefühl von Freiheit und Offenheit für alle Besuchenden.
Wiedereröffnet wurde die Halle mit graphischen Werken des anonymen Künstlers Banksy im Juli 2024.
Fotografien: Marcus Bredt, Berlin
Planung Sanierung und Modernisierung durch gmp Hamburg, Berlin